Typographisch korrekte Zeichen

Thomas Reitelbach tr at erdfunkstelle.de
Thu Dec 10 19:49:49 CET 2009


Am Mittwoch, 9. Dezember 2009 21:39:27 schrieb Frederik Schwarzer:
> [Panagiotis Papadopoulos | Wednesday 09 December 2009]
> 
> Moin,
> 
> > Zurzeit haben wir keine Richtlinie, was das Verwenden von
> > „typographisch korrekten“ Zeichen angeht. Markus hat in seiner
> > Arbeit an K3b bereits angefangen das einfache Minus-Zeichen (-)
> > durch folgendes Zeichen zu ersetzen – (U+2013).
> 
> Generell finde ich es nicht so gut, wenn "neue" Zeichen eingefügt
> werden. So kann es vorkommen, dass bestimmte Zeichen auf bestimmten
> Widgets nicht richtig angezeigt werden. Jetzt gibt es natürlich die
> Herangehensweise, einfach die Zeichen zu verwenden und zu schauen,
> was vom Benutzer an Feedback zurückkommt.

Nun ja, wenn Widgets bestimmte Zeichen nicht korrekt anzeigen, würde ich dies 
zunächst mal als einen Bug bezeichnen, der wohl eher im Widget als in der 
Übersetzung zu suchen ist. Das allein sollte für uns kein Grund sein, die 
typographisch korrekten Zeichen aus unseren Übersetzungen zu streichen.
Was ich allerdings nicht gut finde ist, abweichend von allen anderen besondere 
Zeichen zu verwenden. Lasst uns bitte hier auf der Liste einen Konsens finden 
und dann halten wir uns alle daran. Davon lebt eine Demokratie wie unsere.

> > Weiterhin hat Frederik vor kurzem folgendes Zeichen „…“ (U+2026)
> > erneut durch drei aufeinander folgende Punkte („...“) ersetzt.
> > Meiner Meinung nach sollte man hier eine Entscheidung treffen,
> > damit die Konsistenz nicht darunter zu leiden hat :-)
> 
> Die Konsistenz ist im Moment, drei Punkte zu verwenden. Ob das
> geändert werden soll, ist Gegenstand von Diskussion. Die erste
> dieser Diskussionen hat ergeben, dass wir die Zeichen erst einmal
> nicht verwenden.

Ja, wir haben bislang drei einzelne Punkte verwendet - und zwar einheitlich 
KDE-weit. Das hat auch schon zu Problemen geführt (war es in kget? Ich weiß es 
nicht mehr). Die Diskussion um typographisch korrekte Zeichen kommt aber immer 
mal wieder auf und ein wirklich abschließendes Ergebnis gab es bislang nicht. 
Wir haben uns z. B. auf typographische Anführungszeichen geeinigt und diese 
auch einheitlich in ganz KDE umgesetzt.
Das war sozusagen unser "Pilotprojekt" zur Einführung typographischer Zeichen. 
Dabei haben sich aber auch mögliche Probleme in der Praxis gezeigt und wir 
haben Lösungen dafür gefunden. Eine weitergehende Umstellung hatten wir 
zunächst mal auf Eis gelegt, um die Erprobungsphase abzuwarten.

> > Ich würde mich für „typographisch korrekte Zeichen” aussprechen,
> > da sie einen „professionelleren“ Eindruck machen :-P
> > Was denkt ihr?
> 
> Ach, dieses ganze neumodische Zeugs. Früher sind wir mit 95 Zeichen
> ausgekommen. :D
> 
> Generell habe ich nichts dagegen. Nur eben nach einer Diskussion, die
> eventuelle Probleme erörtert.

Die Diskussion und eine Herangehensweise an solche Änderungen mit viel Bedacht 
und Vorsicht haben sich als die Erfolgslösung erwiesen. Als wir auf 
typographische Anführungszeichen umgestellt haben, haben sich bei der 
Umstellung allerlei hakelige Kleinigkeiten herausgestellt, die es zu lösen 
galt. Allein das Verwenden korrekter Zeichen machen noch keine hochwertige 
Übersetzung aus - das kann nur ein Baustein im Mosaik sein. Ein wichtiges 
Merkmal guter Übersetzung ist Konsistenz. Und die können wir nur in unseren 
Grenzen herstellen. Was ich damit sagen will: Hier im Team können wir uns auf 
zig typographisch korrekte Satzzeichen einigen (Gedankenstriche, Ellipse, 
Anführungszeichen usw.) und diese in unseren Übersetzungen verwenden. Das 
Gesamtbild ergibt sich aber erst in der Mischung unserer Übersetzungen mit den 
vielen tausend anderen KDE-Programmen, die nicht aus unserer Feder stammen.
Natürlich können wir unmöglich ein Auge auf Alles haben, aber eben weil das 
nicht geht, sollten wir das zumindest in unserem Kalkül berücksichtigen.

Ich denke, dass das deutsche Übersetzerteam von KDE eine Vorbildfunktion für 
viele andere hat. Das sehe ich auch an den E-Mails und den Anfragen die ich 
manchmal von extern erhalte.
Wenn wir uns also für die Umsetzung der typographisch korrekten Zeichen 
entscheiden, dann sollten wir nicht nur unsere Übersetzungen alle anpassen 
(was ein ordentlicher Haufen Handarbeit wird), sondern wir müssen auch die 
Homepage aktualisieren, das Handbuch anpassen und Anleitungen schaffen, wie 
Otto-Normal-Übersetzer diese Zeichen in sein Tastaturlayout bekommt. Ich habe 
schon Rohfassungen solcher Anleitungen vorbereitet, die müssten allerdings 
ergänzt und verbessert werden.

Wir sollten aber auch nicht außer acht lassen, dass wir durch eine solche 
Richtlinie die Hürde für Neueinsteiger erneut einen Schritt nach oben legen. 
Wir haben eh schon "Personalmangel". Zwar bewirkt die Lernkurve für 
Neueinsteiger auch eine schlussendlich gute Übersetzung, aber viele werden 
sicher auch abgeschreckt. Hier wäre es wohl sinnvoll, es gäbe für Linux ein 
Eingabe-System, dass gleich die korrekten typographischen Zeichen setzt, 
ähnlich wie OpenOffice es während dem Schreiben tut. Aber das führt auf dieser 
Liste zu weit.

Aaaalso, jetzt habe ich doch viel mehr geschrieben als geplant.
Typographisch korrekte Zeichen sind für mich weiterhin ein Thema und ich stehe 
der Umsetzung eher positiv gegenüber. Woran es derzeit Scheitert ist eine 
einfache Einbindung der Zeichen ins deutsche Tastaturlayout, eine ganz 
einfache Anleitung dazu und eine klare und verbindliche Regelung zur 
Verwendung.

Aus technischer Sicht bin ich bisher auf keine unlösbaren Probleme gestoßen. 
Die Anführungszeichen waren wohl der schwierigste Akt für das Pology-Skript. 
Bei den Auslassungspunkten sehe ich noch eine kleine technische Hürde, die 
sich aber bestimmt irgendwie lösen lässt:
Wenn in Menüs oder Textfeldern Worte abgeschnitten werden, kürzt QT oder die 
KDELIBS den zu langen Text und fügt selbstständig drei Punkte ein. Ich habe 
noch nicht herausgefunden, wie man diese drei Punkte durch eine Ellipse 
ersetzen kann. Bei Gedankenstrichen dürfte es die wenigsten technischen 
Probleme geben, jedoch sehe ich schwarz bei der Skriptgesteuerten Ersetzung 
der Zeichen, da ein Skript kaum entscheiden kann, ob der englischsprachige 
Programmautor einen Bindestrich, ein Minus oder einen Gedankenstrich gemeint 
hat. Hier müssen wir also wirklich von Hand eingreifen.

Mehr fällt mir erstmal nicht ein.

Schöne Grüße
Thomas


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