Rechts- oder Staatsschreibung?

Frederik Schwarzer schwarzerf at gmail.com
Tue Jun 24 12:08:17 CEST 2008


On Tuesday 24 June 2008 09:34:22 Andreas Röhler wrote:

Moin,

(achtung, böse)

> mal abgesehen von der doppelten Arbeit: die Sache ist
> komplizierter und einfacher zugleich.

Hier liegt eyn Widerspruch vor.
Entweder etwas ist komplizierter oder einfacher.
Alles andere ist Philosophie.


> De facto ist die angebliche neue Rechtsschreibung
> keine, sie ist Zerstörung von Rechtschreibung.

De facto ist die neue Rechtschreybung eyne Veränderung.
Was du meynst ist mehr Meynung denn Faktum.


> Es
> reicht aus, sich gegen die Zerstörung auf eine logische
> und verständliche Ausdrucksweise zu einigen.

Die da wäre? Hast du ein Regelwerk dafür geschrieben?


> Dazu müßte die Verpflichtung auf den Unsinn wegfallen.

Der da wäre? Hast du den Unsinn herausgearbeitet?


> Daß die Unrechtschreibung der Kultusminister Unsinn
> produziert, wird bei deren Anwendung auch auf Eurer
> Seite sichtbar:
> ,----
> | Englisch- und Deutschkenntnisse, letztere einschließlich der so genannten 
> Rechtschreibung 
> `----
> 
> http://oss.erdfunkstelle.de/kde-i18n/tiki-index.php?page=%C3%9CbersetzungVoraussetzungen
> 
> Wieso "der so genannten Rechtschreibung"?

Warum nicht?
Thomas hätte da auch eynfach das "so genannt" weglassen können.
Versuche doch bitte, deyne Argumentation alleyn auf die schwergewichtigen Punkte zu konzentrieren.
In der Weltgeschichte herumzuschauen und zu versuchen, den Anderen mit eyner Masse Belanglosigkeyt
zu überzeugen, erinnert mich ganz stark an "Beweyse, dass es Gott gibt"-Diskussionen.
Und du hast doch selbst gesagt, dass es die Rechtschreybung nicht gibt. Da sie aber nun mal
überall so genannt wird, schreybt man "so genannt". Oder wo ist deyne Kritik an der Formulierung?


> Das ergibt keinen Sinn.

Sinn ergibt, was verstanden wird.
Dass es eynen Planeten gibt, der an eynem gerade richtigen Stern in gerade richtiger
Entfernung mit gerade richtiger Geschwindigkeit mit gerade dem richtigen interstellaren
Objekt zusammengestoßen ist, sodass sich auf ihm intelligentes Leben bilden konnte,
ergibt auch keynen Sinn.


> Diese Sinnlosigkeit ist kein Zufall und nicht von Euch
> verursacht sondern vom KMK-Unrecht.

Polemik.


> Apropos "Behörden untereinander": was Behörden sind,
> hat Noam Chomsky beschrieben, dessen Werk insofern
> Referenz sei.

Aha? Ein Philosoph geht aber in politischen Fragen wohl kaum als
Referenz durch. Bzw. ist seyne Meynung nicht als Authoritätsargument
anwendbar. Und sicher gibt es neben seyner auch andere Meynungen zu dem Thema.


> Wenn es dank "Reform" drunter und drüber geht, ergibt
> sich Raum für Willkür:

Das gilt auch für den Zeytraum vor der Reform. Nur ist eyne
Willkür mit der man aufgewachsen ist, oft nicht wahrnehmbar.


> Zur Verfassungswidrigkeit der KMK-Rechtschreibung siehe:
> http://www2.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC1/SOVsRSR/ArchivSO/WRoth.htm

Grob umrissen lässt sich meine Meinung zum anhaltenden Widerstand
gegen die Rechtschreybreform wie folgt beschreyben:
Wer sich vor Veränderung fürchtet, sollte ganz schnell wieder ins Unterholz krabbeln.
Leben ist Bewegung. Es gibt nun wirklich schlimmere Dinge, gegen die man seine
Energie formieren kann.

Der Text von Wolfgang Roth klingt wie ein Meysterstück der chronischen Langeweyle.

Die Rechtschreybreform gegen das "natürliche Recht" der Eltern auf Erziehung
antreten zu lassen, ist lächerlich. Wie ist das denn mit Eltern, die die "alte"
Rechtschreybung als Bevormundung in der Erziehung ihrer Kinder erachteten.
Können die von der Schule verlangen, auch Hausaufgaben in Runenschrift
zu akzeptieren?

Warum steht keyner dieser Kritiker auf den Barrikaden, wenn den Kindern das
Rauchen in Gaststätten verboten wird, oder er die Freiheit, ohne zu Bezahlen aus dem
Laden zu gehen, beschnitten sieht?

Weyter aus dem Text:
"Jedenfalls aber liegt ein faktischer Eingriff in die allgemeine Handlungsfreiheit der Eltern insofern vor, als sie beispielsweise praktisch gezwungen sind, für ihre schulpflichtigen Kinder neue Wörterbücher zu kaufen, und zwar nicht nur solche für die deutsche Sprache, sondern auch solche für fremde Sprachen, insbesondere etwa deutsch-englische, deutsch-französische und deutsch-lateinische Wörterbücher."

Na wenn das mal kein valider Kritikpunkt an der Reform ist. "Kostet Geld, lassen wir bleyben."
Meine Mutter musste früher alle meyne Bücher kaufen. Jetzt kaufe ich alle meyne Bücher.
Und ich rede nicht von 7 EUR für ein Wörterbuch.
Wer geht auf die Barrikaden, wenn Einstein an neuste wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst
wird? Das bringt doch nur wieder weytere Fragen mit sich. Jede neue Erkenntnis in der Quantenphysik
bringt mehr Unsicherheit und wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet. Ich fordere, damit sofort
aufzuhören, da ich mir ja immer wieder über diese neuen Fragen den Kopf zerbrechen muss.
Und Steuern muss ich auch bezahlen. Und davon geht ohne meine Zustimmung auch etwas in
den Staßenbau. Unverschämtheyt! Wenn es nach mir ginge, würde man von dem Geld einen Pranger
bauen und die Leute daran anhängen, die Glasflaschen auf Fahrradwegen zerschmeyßen. Aber so ist das eben.
Es gibt Regelungen, die für die Masse Sinn ergeben, nicht jedoch für jeden eynzelnen.


"Doch schon in der Übergangszeit wird offensichtlich ein massiver Druck auf die Schüler ausgeübt, indem ihre Schreibweisen „als überholt gekennzeichnet“ und entsprechend korrigiert werden sollen."

Mein Beyleyd den Schülern, die diese Tortur nicht überstehen ...

Ich höre hier auf, den Text zu zitieren, sonst werde ich noch unsachlicher. Meine Bescheidene
Meinung: völliger Blödsinn erwachsen aus grenzenloser Langeweyle.

Die Rechtschreibung wurde also reformiert. Und? Das wurde sie schon öfter. Und das in viel
umfassenderem Maße. Warum gehen die Kritiker nicht los und versuchen die Reformen aus
dem 19. und 20. Jahrhundert für nichtig zu erklären? Die Begründungen wären größtenteils
die gleychen.

Ich sehe keinen validen Kritikpunkt, alles über den Haufen zu werfen. Leyder bleiben echte
Verbesserungsvorschläge oft aus und es kommt nur eyn "alles abschaffen"-Gemurmel heraus.
Das ist jedoch keine Option. Veränderung ist der natürliche Prozess. Wenn etwas nicht ganz in
die richtige Richtung läuft, wird es korrigiert. Die Natur tötet bei einem evolutionären Fehlschlag
ja auch nicht alle Tiere der betroffenen Art sondern eben nur die fehlgebildeten. Und Evolution
ist der Grund dafür, dass wir heute hier sitzen und uns über das Universum Gedanken machen
können. Also scheynt das Prinzip so schlecht nicht zu seyn.

Wenn sich an der neuen Rechtschreybung berechtigte Kritik in ausreichendem Maße formiert,
wird sicherlich langfristig etwas geändert. Dass alles Rückgängig gemacht wird, ist unrealistisch
(und unsinnig) und nur als haltlose Oppositionspolemik zulässig. Und selbst die Opposition
weiß, dass sie Derartiges nur vorbringen kann, weil sie zu klein sind um etwas zu bewegen.
Immer dagegen, lautet die Devise.

Wenn ich eine Industriesoftware schreibe, muss ich die von dem Kundenkonzern vorgegebenen Schnittstellen, Subroutinen und Registerbezeichnungen verwenden. Und da kann ich noch so überzeugend argumentieren. Selbst wenn meine Subroutinen effizienter sind, wird der Konzern nicht tausende Anlagen umschreiben, nur um ein kleines bisschen mehr Effizienz zu erhalten. Das steht in keinem Verhältnis. Dinge zu akzeptieren ist auch eine Stärke.


> Warum sollten wir der Willkür zuarbeiten, statt -
> z.B. mittels freier Programme - die Freiheit der
> Kommunikation zu verteidigen?

Um noch eynmal den Text zu zitieren:
"Andererseits spricht das BVerfG selbst von der „faktischen Breitenwirkung, die die Reform voraussichtlich entfaltet“, und von daher ist keineswegs fernliegend, daß früher oder später doch ein faktischer Zwang entstehen wird, sich den neuen Regeln zu unterwerfen, um nicht als rechthaberischer und rückständiger Starrkopf angesehen zu werden."

Sodenn ...
MfG


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