Anführungszeichen

Gerrit Sangel z0idberg at gmx.de
Sun Dec 30 01:35:27 CET 2007


Am Samstag 29 Dezember 2007 schrieb Uwe Krieg:
> Am Samstag, 29. Dezember 2007 20:51 schrieb Thomas Reitelbach:
> > Grundsätzlich hast Du schon recht. Aber außer der Optik gibt es durchaus
> > noch mehr Dinge zu beachten. Mir drängt sich z. B. grade die Frage auf,
> > wie die KDE-Zugangshilfen damit umgehen. Kann KTTS solche
> > Anführungszeichen korrekt interpretieren und vorlesen? Wie handhaben
> > Braille-Bildschirme das? In unseren Handbüchern werden diese
> > Anführungszeichen bereits verwendet, aber das ist noch kein Garant, dass
> > das auch in der GUI funktioniert.
Hm, gut, die Zugangshilfen sind natürlich eine Sache. Da sollte man vielleicht 
wirklich mal nachfragen. Und wenn KTTS solche Anführungszeichen nicht 
unterstützt, dann wird es vielleicht höchste Zeit, dass es das lernt ;)

> Das sollte auch mit den englischen Autoren/Programmierern besprochen
> werden. Typographisch unterscheiden sich die an- und abführenden
> Anführungszeichen auch im Englischen. Wenn, dann sollte das Problem dort
> angegangen werden und in der Übersetzung dann nur die jeweils nationalen
> an- und abführenden Anführungszeichen ersetzt werden (eventuell über
> irgendeine locale-Vorgabe.). Was machen eigentlich die Franzosen mit ihren
> »Anführungszeichen«
> (»guillements«)? Soll ich mal nachfragen?

Hm, ich weiß aber nicht. Wenn – ’tschuldigung – die Programmierer nicht 
wissen, dass es typographische Anführungszeichen gibt (ist im Englischen ja 
auch nicht so auffällig), dann muss sich das doch nicht bei jeder Übersetzung 
bemerkbar machen. Wenn man als Übersetzer eben weiß, wie es richtig aussehen 
sollte, dann finde ich, sollte man das schon machen. Ihr lasst euch doch 
sonst bei der Übersetzung – und das ja auch zurecht – in manchen Fällen auch 
Freiheiten, weil es dann besser zum Deutschen passt. Und die „“ passen nun 
einmal besser zum Deutschen als ", auch wenn sich das ja leider immer mehr 
ändert (weil die Anführungszeichen nicht so präsent auf der Tastatur sind). 
Ich frag mich, was wohl wäre wenn die deutschen Tastaturen keine Umlaute auf 
den Tasten hätten, ob wir dann jetzt alle ohne Umlaute schreiben würden?

Ich kann da wirklich nur betonen, dass die " im Grunde ausgedient haben. Das 
einzige, wo sie wirklich noch einen Sinn haben, ist da, wo sie eine Funktion 
erfüllen, also bei irgendwelchen Programmier- oder Markupsprachen. Zur 
eigentlichen *Darstellung* sind immer die typographischen Anführungszeichen 
zu empfehlen.

Das gleiche ist übrigens noch bei einigen anderen Sachen:

Der Gedankenstrich – wie hier – ist nicht der einfache Bindestrich -. Der 
Gedankenstrich ist nämlich wesentlich länger (nennt sich auch 
Halbgevierstrich). Im Englischen nutzt man eher den Geviertstrich, dabei 
allerdings ohne Lücken davor und danach—wie jetzt hier—.
Das Minuszeichen vor Zahlen dagegen ist auch nicht das -. Das sitzt etwas zu 
tief und ist zu kurz. Das richtige Minus ist etwas höher, −, passt mittig 
dann auch mit dem Querbalken des +-Zeichens (kann in manchen Schriftarten 
vielleicht nicht so rüberkommen, aber dann ist die Schriftart falsch)

Vergleich: Bindestrich: -+
Minus: −+

Dann gibt es für die ... auch ein eigenes Zeichen … Dort sind die Abstände 
dann nicht so weit auseinander.

Für das Apostroph gibt es auch ein eigenes Zeichen ’. Wie man sieht, ist das 
nicht so ein grader Strich wie '. Für die Minuten und Sekundenangabe bei 
Längen- und Breitengrade gibt es auch einige ;)

Da gibt es noch einige andere Sachen, das auffälligste ist aber das 
Anführungszeichen. Ich kann da jedem eigentlich mal empfehlen, das 
Unicode-Handbuch zu studieren (gibts kostenlos als PDF auf Unicode.org… man 
braucht nicht alles lesen, aber zumindest der Teil über die lateinische 
Schrift und die Codetabellen dazu ist sehr interessant)

Übrigens haben die Japaner die " zu 「 und 」 übersetzt (das sind die normalen 
Anführungszeichen im Japanischen)

Zur Schriftart:
Soweit ich weiß, ist, bzw. entwickelt sich DejaVu immer mehr zur 
Standardschrift unter Linux. (http://dejavu.sourceforge.net). Die Schrift hat 
auf jeden Fall die Anführungszeichen drin.
Davon abgesehen hat aber sowieso so gut wie jede andere Schrift auch die 
Anführungszeichen drin, weil das einfach absolute Standards sind. Ich denke, 
das Hauptproblem dieser Zeichen ist, dass sie nicht präsent auf der Tastatur 
sind. Grade unter Linux ist es aber eigentlich gar kein Problem, das zu 
ergänzen. Es steht dann nur eben nicht auf der Tastatur drauf.
Und ich denke (auch wenn ich mir jetzt vielleicht Feinde mache), man sollte 
nicht so viel Rücksicht auf solche älteren Sachen nehmen, die die Sache 
verkomplizieren. Da muss man vielleicht auch etwas Druck ausüben, damit das 
mal übernommen wird. Soweit ich sehe, war das ja auch ein ziemlicher Akt, 
dass sich Unicode unter Linux durchsetzt. Bei Windows ging das schneller ;) 
Aber im Grunde ist das kein Problem, weil wirklich eigentlich JEDE Schriftart 
diese Zeichen hat. Das sieht man auch, wenn z.b. Openoffice die " automatisch 
zu „“ konvertiert. Dann zeigt der die auch richtig an.

Diese Zeichen sind nämlich (jetzt zwar eine grobe Schätzung, aber sollte 
hinkommen), locker 15 Jahre oder so in Unicode enthalten. Und die 
Schriftentwickler werden die wohl schon auch so lange umgesetzt haben, weil 
das ja nunmal ein Standardreportoire einer jeden Schriftart ist ;) 

Aber wieso denn eine locale-Abfrage? Ich mein, das ist doch irgendwie zu 
kompliziert. Imho sind die Anführungszeichen ein Element der Sprache selber. 
Da könnte das auch ruhig direkt in die Übersetzung rein. Zumal der Computer 
ja teilweise nicht weiß, ob an machen Stellen wirklich dann „“ hin soll, oder 
eben doch das " bleiben muss, beispielsweise in Links, oder in Beispielen 
usw. 

Wie gesagt, ich kann gerne mal eine Übersicht erarbeiten, was „falsch“ und was 
„richtig“ ist, und wie man das ganze dann auch eingibt. Dann kann ich noch 
ein Tastaturlayout fertig machen, das wirklich einfach zu installieren ist. 
Eilig ist es ja nicht, aber mir liegt die Sache doch irgendwie schon am 
Herzen. Grade, weil man überall ja nur diese (in meinen Augen) sehr 
hässlichen " sieht. Wenn man die „“ wieder fördern will, muss man sie auch 
benutzen, und ich denke hier wäre ein guter Ort um damit anzufangen :)

Naja, ich hoffe, ich kann euch trotzdem noch umstimmen :)

Grüße
Gerrit


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