[kde-de] Sperrbildschirm nach einigen Minuten Inaktivität

Kai Krakow hurikhan77 at gmail.com
Mi Jul 6 21:37:10 UTC 2016


Am Wed, 6 Jul 2016 11:18:32 +0200
schrieb Thomas Michalka <Thomas.Michalka at gmx.de>:

> Hi,
> 
> Am 06.07.2016 um 00:24 schrieb Kai Krakow:
> > Am Tue, 5 Jul 2016 11:03:16 +0200
> > schrieb Thomas Michalka <Thomas.Michalka at gmx.de>:  
> 
> >> Am 04.07.2016 um 22:49 schrieb Kai Krakow:  
> 
> >> Ja, unter unixoiden Betriebssystemen (auch wen es hier der KDE ist,
> >> der wohl auch unter Windows läuft) gibt es immer wieder einen noch
> >> kürzeren Weg :-)  
> >
> > Gibt es unter Windows auch - allerdings auch viele dumme Anleitungen
> > von wenig versierten Usern  
> 
> Das Wissen ließe sich verbessern, wenn ...
> 
> > und quasi nicht existierende, transparente
> > Dokumentation. Das Risiko, diese Wege zu entdecken, ist also eher
> > gering. ;-)  
> 
> ... 1. die Software stabiler wäre,
> ... 2. die Benutzer experimentierfreudiger wären,
> ... 3. die Doku besser wäre,

Hast du mal Doku bei Microsoft gelesen? Die ist wirklich umfangreich
und mächtig, das sind quasi ganze Bücher. Und genau so sind sie auch
aufgebaut: Da sind überall Verweise, dass man vorher bitte dies und
jenes gelesen haben muss und entsprechend eingerichtet haben muss,
natürlich ohne Hyperlink dorthin. Was man bei der Suche findet, ist
wieder so ein riesiger Wälzer - mit ganz viel Text. Nur zum
eigentlichen, interessanten Kern dringt man nur schwer vor. Selbst für
Experimentierfreudige und Leseratten ist das extrem schwere Kost. Die
Powershell überrascht mich mit etwas, das aussieht wie Man-Pages, und
hat sogar Auto-Completion für alle Kommandozeilen-Optionen. MS hat sich
inzwischen viel positives abgeschaut. Die Nutzung all dieser Ressourcen
ist leider nur noch nicht so geradlinig wie im Open-Source-Bereich.

Die Software ist durchaus stabil, sollte sie nicht von einem der vielen
Frickelprogrammierer kommen - ein ZIP mit EXE-Dateien für jeden Zweck
erhält man schließlich überall, mit fraglicher Qualität und häufig mit
Werbekomponenten versetzt, die das System erst instabil machen. In
diesem Zusammenhang experimentierfreudig zu sein, ist meist eher
kontraproduktiv. Benutzer, die ihr Windows produktiv nutzen müssen
(z.B. auf der Arbeit), wollen damit genau eines machen: nämlich es
benutzen - nicht experimentieren. Solange ein Linux-Desktop das nicht
genauso hinbekommt und Experimentieren quasi erfordert, wird es leider
nicht breit akzeptiert werden. Das deckt sich mit meiner Erfahrung als
IT-Dienstleister: Selbst Kunden, die zu hause gern an ihrem Rechner
frickeln und alles einstellen, möchten in ihrem Büro gern, dass das
jemand für sie schnell und bequem einrichtet und es einfach
funktioniert und zwar genau nach Maß. Das bekommt man zwar mit einem
Linux-Desktop heutzutage auch weitgehend hin, aber zum einen fehlt es
immer noch an passender Software, zum anderen leidet der Linux-Desktop
immer noch sehr darunter, dass er von Spezialisten für Spezialisten
gemacht wird - schon allein, und ich spreche da aus Erfahrung, die
vielen Optionen der KDE/Plasma-Leisten (Sperren, Miniprogramme, Breite,
Höhe, automatisch dies, automatisch jenes, Kontrollleisten bla bla)
macht die ganze UX kaputt: Unbedarfte User klicken einfach überall
drauf und zerschießen sich ständig die UI: Da fehlen plötzlich Buttons
auf den Leisten (natürlich so essentielles wie der Startknopf) oder die
Taskleisten-Funktion (geöffnete Programme erscheinen nicht mehr auf der
Leiste). Das ist zwar alles toll, aber nicht Otto-Normal-User-tauglich
- und nein, man kann nicht erwarten, dass sich der ordinäre Benutzer
damit auseinandersetzt und lernt, was er/sie benutzt, und auch lernt,
nicht überall drauf zu klicken. Gnome geht hier meiner Meinung nach
durchaus den richtigen Weg und reduziert die UI - leider derart, dass
ich nicht mal als Profi mehr einfachen Zugang dazu habe. Und auch aus
eigener Erfahrung (ich hatte ein Büro mit Thin-Clients auf einem
KDE-betriebenen NX-Server als Terminal-Server betreut) scheitert es
teilweise schon an so banalen Dingen wie "ich kann das nicht benutzen,
wieso heißt das 'in den Papierkorb verschieben' und nicht 'löschen'?" -
Benutzer sind nunmal einfach gestrickt und dürfen nicht an uns
Fachleuten bemessen werden - und das ist völlig okay, wir Fachleute
müssen das verstehen und akzeptieren. **

Stichwort Stabilität:

Entsprechende Qualitätshardware und professionelle Software
vorausgesetzt, erweitert um Management-Tools (Software-Version-Pflege,
Patchmanagement, Überwachung) laufen die von uns installierten
Windows-Server extrem stabil. Wir achten allerdings im Server-Bereich
auch auf zertifizierte Hardware und virtualisieren. Die Macken, die man
hier gern nur Windows zuschreibt, gibt es genauso unter Linux. Wir
haben durchaus ein paar Linux-Server im Web-Hosting-Bereich, die einfach
rumzicken - vor allem die älteren, noch auf 32-bit basierten Systeme
kommen hier an die Grenzen: Das läuft ab einer gewissen Auslastung
einfach nicht stabil, friert ein oder Prozesse schmieren ab, und die
Diagnose ist hier auch nicht einfacher oder schwerer als unter Windows
(die Analyse-Tools sind allerdings leichter verfügbar und nutzbar).

> und so ein echter Mehrwert für die Benutzer gegeben und sich dann 
> natürlich schnell herumsprechen würde.
> 
> > KDE unter Windows ist hauptsächlich das Anwendungsframework, nicht
> > die Oberfläche  
> 
> ... d.h. ohne Startmenü, ohne (bewegliche) Leisten an den 
> Bildschirmrändern, u.a.? Dann ist das mit dem Mehrwert schon mal
> weniger prickelnd.

Mir wäre nicht bewusst, dass man die KDE Shell damit unter Windows zum
Laufen bekommt. Jedenfalls war das damals nicht so, s.u. Ansonsten habe
ich meinen Windows-Desktop optisch und bedienerisch an meinen
KDE-Desktop angelehnt: Die Start-/Taskleiste ist im
Multimonitor-Betrieb links, und ich habe X-Mouse installiert. Umgekehrt
habe ich unter KDE viele Tastenkürzel eingetragen, die ich unter
Windows häufig nutze (Win+Pfeiltaste, Win+E usw.).

> > - und lief auch eher ernüchternd, als ich es zuletzt
> > probierte. War nicht sonderlich stabil und hatte viele
> > Integrationsbugs...  
> 
> Hast Du KDE5 probiert oder KDE4?

Das war noch KDE4. Ich brauchte seinerzeit eine Komponente von KDE
Office (heute Calligra) unter Windows.

> Was auch immer, wenn die SW nicht ausreichend stabil läuft, vergralt
> man die Leute damit eher als man sie gewinnt. Noch dazu, wo die
> meisten Windows-Nutzer sowieso eher weniger experimentierfreudig sind
> und die Windows-Standardkost schlucken.

Das sah für mich eher wie eine Machbarkeitsstudie als ein
ernstzunehmendes Produkt aus... Leider... :-\ Kann sein, dass das
inzwischen anders ist. Daheim nutze ich Windows selten und maximal in
einer VM, auf der Arbeit bin ich auf Windows angewiesen und nutze Linux
selten per Dualboot, die IO-Leistung von Windows ist dermaßen mies,
dass man mit einem Linux in einer VM unter Windows nicht ernsthaft
arbeiten kann: Windows hat keinen gescheiten IO-Scheduler,
wahrscheinlich hat es sogar gar keinen...

PS **: Gibt es eine Möglichkeit, Menüpunkte wie "Miniprogramme
entsperren" aus den Rechtsklick-Menüs bei KDE/Plasma zu verbannen? So
etwas sollte z.B. nur per Shift+Rechtsklick angezeigt werden oder per
Systemeinstellung ganz abschaltbar sein. Diese Einfachheit, den Desktop
zu zerschießen, ist in meinen Projekten eines der größten
Akzeptanz-Probleme für einen Linux-Desktop. KDE kann man so einrichten,
dass es fast wie Windows aussieht und funktioniert und damit akzeptiert
wird - und der unbedarfte Enduser braucht nur zwei Klicks, das kaputt zu
machen? Das geht so nicht... :-( Sogar Microsoft versteckt viele
nützliche Tools hinter Strg+Rechtsklick bzw. Shift+Rechtsklick, mit
denen sich Benutzer sonst leicht selbst verwirren oder die UX/UI kaputt
machen. Der Support-Aufwand übersteigt hier schnell die Kosten, die
eine Windows-Umgebung mit entsprechender Lizenzierung kostet - was MS
genau in die Karten spielt, wenn man ihrer Studie glauben will.

-- 
Regards,
Kai

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