KDevelop 4 Beta 5 Artikel

[Milian Wolff]

To the KDevelop ML:

This is a reader's letter to the German magazin "Linux Magazin" that printed 
an article about KDevelop 4 Beta 5 in their 12/09 edition.

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Liebes Linux-Magazin Team!

vorne weg: Der Inhalt dieses Leserbriefes ist meine persönliche Meinung, und 
muss nicht zwangsweise die des gesamten KDevelop-Entwickler-Teams 
widerspiegeln.

So, dann wollen wir mal:

Ich finde es sehr erfreulich, dass Sie einen Artikel über unser Project 
KDevelop 4 veröffentlicht haben. Was Ihr Autor schreibt ist auch durchaus 
richtig in den meisten Punkten. Aber ich muss sagen, dass ich äußerst 
enttäuscht bin, dass offensichtlich nicht ein einziger der Entwickler befragt 
wurde. Einige Aspekte des Artikels zeigen deutlich, dass der Autor kein 
Hintergrundwissen hat. Gehört es nicht zum Journalismus dazu, sich zu 
erkundigen? Und ich behaupte, dass würde bei den Entwicklern am besten 
funktionieren, zumal viele von ihnen Deutsch sprechen können...

Hier ein paar Korrekturen, Klarstellungen und Hinweise:

- Ich finde es grob fahrlässig vom Autor, auf die als unmaintained 
einzustufenden Language-Plugins für Python, Ruby und C# hinzuweisen. Diese 
Plugins sind äußerst instabil und können Großteils nicht einmal mehr übersetzt 
werden. Grund für diesen traurigen Status ist schlichtweg Zeitmangel der 
Entwickler. Wenn jemand Ihrer Leser interessiert ist, die Plugins 
weiterzuentwickeln helfen wir Ihm gerne.

- wenn "KDevelop 4 auf einem Testsystem unter Open Suse 11.1 reproduzierbar" 
abstürzt, sollte man zumindest einen Bug auf http://bugs.kde.org reporten. 
Und/Oder man sucht Hilfe im IRC (#kdevelop im Freenode).

Der Autor hat scheinbar nichts dergleichen getan. Ich behaupte nicht, dass die 
Beta 5 (gestern kam übrigens Beta 6 raus) stabil sei - nein. Es ist eine Beta. 
Und auf unserem Bugtracker finden sich genug Hinweise auf existierende Fehler. 
Aber ich finde es dreist über Fehler in Beta Software zu berichten ohne diese 
dann den Entwicklern mitzuteilen... Wie sollen wir die Fehler denn dann 
beheben?

- der Autor spricht zwar die Trennung von KDevplatform und KDevelop an, aber 
vergisst ein wichtiges Detail zu nennen: Die Trennung wird Projekten wie 
Quanta+ 4 zugute kommen, wenn es denn dann endlich mal wieder weiterentwickelt 
wird. Jede Änderung an der Platform kommt Quanta zugute. Man kann auch 
überlegen andere Projekte, wie z.B. Kile in ferner Zukunft zu portieren. Die 
Vorteile wären erschlagend. Übrigens ist es kein Zufall, dass "das Duo 
einträchtig auf dem KDE-Server wartet", das wird immer so bleiben. Schließlich 
ist KDevelop ein KDE Projekt...

- die Tatsache, dass viele der Features aus KDevelop 3 fehlen, heißt nicht, 
dass wir uns bewusst dagegen entschieden haben all diese Features nicht zu 
brauchen. Im Gegenteil. Plugins für Qt Designer, AutoTools, QMake etc. sind 
verfügbar, wenn auch instabil und unmaintained. Problem ist hier einfach 
erneut, dass wir einen argen Mangel an Entwicklern haben. Auch das wäre etwas, 
was der Autor durchaus hätte erwähnen können... Gleichzeitig sollte man aber 
nicht erwarten, dass wir versuchen alle Features aus KDevelop 3 blind zu 
portieren. KDevelop 4 ist wie richtig gesagt ein Neuanfang. Und das nutzen wir 
aus weniger nützliches auszumisten.

- "Ein Diagramm der Klassenbeziehungen fehlt aber weiterhin." Dazu gab es ein 
GSOC Projekt mir äußerst gutem Erfolg, siehe auch:
http://liveblue.wordpress.com/2009/08/21/gsoc-wrap-up-static-code-
visualization-in-kdevelop/

- zum Punkt Distributionen: Ich finde es erstaunlich, dass der Autor sich 
darüber wundert, dass die "aktuelle Beta 5 ein möglichst neues KDE 4 als 
Basis" erfordert und "in den Repositories der Distributionen [...] zudem meist 
nur ein älteres KDEvelop 4" schlummert. Wie er selber schreibt handelt es sich 
um eine _Beta_ Version?! Es ist doch wohl nicht von den Distributoren zu 
erwarten, dass sie Software, die nicht als stable-markiert ist, paketieren?

Dass wiederum die Leute von Ubuntu sich dafür entschieden haben KDevelop 3 
komplett untern Tisch fallen zu lassen, und eine veraltete Beta zu paketieren 
- das ist ja wohl ein Problem von Ubuntu und nicht von KDevelop.

Und dass wir ein neues KDE 4 als Basis benötigen ist auch völlig normal: Wir 
versuchen mit KDE 4.4.0 die erste stabile Version von KDevelop 4.0 zu 
veröffentlichen. Und einige unserer Features sind einfach nur mit neusten 
Versionen von Qt und KDE verfügbar. Wieso sollten wir veraltete KDE 4.X 
Versionen unterstützen, ohne auch nur ein stable-Release zu haben?


Abschließend kann ich nur erneut sagen, dass ich es in Zukunft begrüßen würde, 
wenn sich ein Autor zuerst erkundigen würde, bevor er einen Artikel über ein 
Projekt schreibt.

Ich will natürlich auch nicht, dass Sie nur blind positive Propaganda über 
KDevelop veröffentlichen - im Gegenteil. Ich möchte schlichtweg, dass Sie Ihren 
Lesern eine realistische Darstellung unseres Projekts geben. D.h. 
selbstverständlich auch, dass Sie Probleme darstellen und vor Instabilität 
warnen.

Aber gleichzeitig sehe ich es als ein absolutes Muss an, dass sich der Autor 
mit den Entwicklern eines Projekts in Verbindung setzt, und mit Ihnen den 
Artikel durchgeht. So würden sich grobe Schnitzer, wie etwa der Hinweis auf 
die leider unbrauchbaren Language-Plugins früh finden lassen. Jetzt machen Sie 
Ihren Lesern Hoffnung auf etwas, dass in dem Maße einfach von uns nicht erfüllt 
werden kann. Das führt dadurch unnötigerweise dazu, dass unser Projekt 
schlecht dasteht.

-- 
Milian Wolff
mail at milianw.de
http://milianw.de